Wenn sportbegeisterte Menschen sich zu mehrtägigen Treffen verabreden, hunderte Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen und es dabei nicht um die Teilnahme an Wettkämpfen oder Meisterschaften geht, ist das schon ungewöhnlich.
Wenn dazu noch Teilnehmer jeglichen Geschlechts, Alters und Leistungsvermögens einträchtig nebeneinander ihrem Sport frönen, kann es sich eigentlich nur um eine Randsportart wie das Einradfahren handeln.
Der Titel der Veranstaltung „Ride The Blootz“ (Blootz = Blechkuchen mit variablen Belägen) ist eine eher ironische Anspielung auf „Ride The Lobster“, ein Einradstaffelrennen über 800km, das 2008 in Kanada stattfand.
Kurz danach entstand nämlich die Idee zu einem Treffen betagter Einradfahrer, bei dem es eher gemütlich zugehen sollte.
Im Oktober 2008 gestartet, erlebte dieses Event an wechselnden Orten der Bundesrepublik und Österreichs zahlreiche Neuauflagen, stets organisiert von ortsansässigen Teilnehmern.
Nun sollte auch einmal Panketal an der Reihe sein, was insofern naheliegend war, als dass es vor Ort verhältnismäßig viele Einradfahrer (unter anderem auch bei der SG Schwanebeck 98) gibt.
Allerdings hapert es hier an Unterbringungsmöglichkeiten und RTB-taugliche Strecken.
Ein kurzer Blick über die Gemeindegrenzen hinaus und wir hatten die Lösung: Ützdorf.
Dort befinden sich fast direkt nebeneinander eine Jugendherberge und ein Hotel, die für die Unterbringung der Teilnehmer genutzt werden konnten.
Die idyllische Lage zwischen Liepnitz- und Obersee ist zudem als Ausgangspunkt für interessante Touren egal ob zu Fuß oder mit dem (Ein)Rad geeignet.
Am Nachmittag des 1. Oktober trafen die ersten Teilnehmer ein und nutzten den Umstand, dass Petrus es an diesem und den folgenden Tagen gut mit uns meinte, zu einer Tour um den Hellsee.
Am zweiten Tag steht beim RTB traditionell eine tagesfüllende Radtour auf dem Programm.
Zum Start fanden sich nach dem Frühstück mehr als 30 Teilnehmer auf dem Gelände der Jugendherberge ein.
Von dort fuhren wir uns auf dem neuen Radweg nach Lanke warm. Nach einem Zwischenhalt an der Seebrücke ging es weiter auf der anderen Seite des Obersees, die vom Streckenprofil her durchaus anspruchsvoll war. Auch Radfahrer müssen dort gelegentlich absteigen und schieben.
Vorbei an Ützdorf, dem Campingplatz am Liepnitzsee und den „heiligen drei Pfühlen“ führte uns unsere Tour nach Wandlitz, wo wir bei „Mister Dinh“ für die Mittagspause im Biergarten reserviert hatten. Leckeres Essen zu moderaten Preisen bei flotter Bedienung füllte unsere Energiespeicher wieder auf. Noch ein kurzer Abstecher zur sonnenüberfluteten Badewiese neben dem Strandbad und schon ging es wieder auf den Rückweg. Am Liepnitzsee teilte sich die Gruppe und fuhr wahlweise an der südlichen Uferlinie oder auf dem höher gelegenen Waldweg weiter. Treffpunkt war der Fähranleger, weil nicht weit entfernt davon noch eine Herausforderung auf die mutigsten unter uns wartete.
Auf einer Länge von ca. 50 m ist der Uferweg dort geprägt von zahlreichen Wurzelaufbrüchen, die selbst Wanderer zur Vorsicht und Radfahrer in der Regel zum Absteigen zwingen. Es galt nun diese Distanz fehlerfrei und so schnell wie möglich zu überwinden. Unter dem aufmunternden Beifall der anderen Einradfahrer und zahlreicher Sonntagsspaziergänger begaben sich 11 Wagemutige an den Start.
In unglaubliche 11 Sekunden bretterte der schnellste Fahrer über den Wurzeltrack und erhielt als Siegertrophäe (Na was wohl?) eine Flasche Wurzelpeter. Unbeeindruckt davon und nicht wesentlich langsamer fegte die beste Teilnehmerin hexengleich durchs Ziel und räumte passend dazu eine Flasche Baba Jaga ab.
Ziemlich erschöpft aber unverletzt und glücklich erschienen dann alle zum Grillen in der Jugendherberge. Die Panketaler Mädels hatten es sich nicht nehmen lassen, den Gästen obendrein noch zwei Bleche Barnimer Blootz zu backen. Wie schon am Vortag wurde anschließend ein Lagerfeuer angezündet. Doch nicht genug damit – die „Firewings“, die als Einradfahrer getarnt am RTB teilnahmen, ließen es sich nicht nehmen, unsere Gäste mit einer Feuershow zu verzaubern.
Fehlte nur noch das obligatorische Geklimpere am Lagerfeuer. Stattdessen erschienen die „Pankepiraten“ in einer Rumpfbesetzung und präsentierten zur Horizonterweiterung der Anwesenden Songs aus ihrem aktuellen Tourprogramm „Saufen für den Klimaschutz“.
Da der Abreisetag ausgerechnet auf den 3. Oktober fiel, galt es diesen entsprechend zu würdigen. Dabei kam uns der Umstand zugute, dass das RTB an einem nicht nur landschaftlich schönen, sondern auch in der Nähe eines geschichtsträchtigen Ortes stattfand.
Und so trafen wir uns nach einer kurzen Anfahrt auf ein bis vier Rädern auf dem Gelände der Brandenburg Klinik, wo wir eine Führung durch die Waldsiedlung gebucht hatten.